Einführung in die vollkontinuierlichen Modelle
ReferentInnen:
Dr. Peter Zimmermann (LKA Baden-Württemberg)
Dr. Michael Templin (LKA Niedersachsen) Dr. Sascha Willuweit (LKA Berlin)
Abstract
Die Bewertung von DNA-Spuren mit biostatistischen Methoden ist in den letzten Jahren enorm vorangeschritten. Vollkontinuierliche Modelle (VKM) ermöglichen es nun, eine biostatistische Bewertung von DNA-Spuren unter Einbeziehung gemessener Signalintensitäten und möglicher Drop-in- und Drop-out-Ereignisse vorzunehmen. Sie erlauben zudem autonome wahrscheinlichkeitsbasierte Prognosen der zu einer Mischspur beitragenden Genotypen („Deconvolution“).
International kommen diese „probabilistischen“ Verfahren bereits vielfach zum Einsatz. Zum Umgang und zur Einführung von VKM wurden Handlungsempfehlungen für den deutschsprachigen Raum erarbeitet, die 2023 gemeinsam von einer polizeilichen Bund-Länder-Projektgruppe und der Deutschen Spurenkommission publiziert wurden.
Im Rahmen dieser Fortbildung sollen binäre, semikontinuierliche und vollkontinuierliche Modelle dargestellt und miteinander verglichen werden. Funktion, Möglichkeiten und Grenzen von VKM sowie deren mathematische Grundlagen sollen erörtert, unterschiedliche Modelle und Programme vorgestellt werden. Die hierzu aktuell publizierten Empfehlungen und Entwicklungen werden diskutiert. Die Funktionsweise eines VKMs soll mit Hilfe von Berechnungen demonstriert werden, die mögliche Darstellung von Ergebnissen diskutiert werden.
Die Fortbildung „Einführung in die vollkontinuierlichen Modelle“ richtet sich an Einsteiger und Fortgeschrittene, die sich mit dem Thema „VKM“ beschäftigen möchten. Erstmals findet diese Fortbildung ganztägig statt.
Aufgrund dessen kann der Workshop einen mehrstündigen praxisbezogenen Block enthalten. Dazu werden die Teilnehmer im Vorfeld des Workshops per E-Mail kontaktiert, einer Anwenderguppe (Euroformix, STRmix, Genoproof Mixture, Nicht-Anwender) zugeteilt. Sie erhalten im Vorfeld bestimmte Spuren- und Vergleichsprofile sowie Aufgabenstellungen, anhand derer bestimmte Berechnungen durchgeführt werden sollen. Die Ergebnisse dieser Berechnungen werden während des Workshops verglichen und diskutiert.
Ziel dieser Fortbildung soll die Vermittlung der Erkenntnis sein, dass es sich bei VKM um kein Hexenwerk handelt. Die Ergebnisse einer vollkontinuierlichen Modellierung sind rational und nachvollziehbar. Ein gezielter Einsatz von VKM kann zur Klärung von bisher ungeklärten Straftaten beitragen und Gerichte bei der Einschätzung des Beweiswertes einer DNA-Spur unterstützen.
Einer für alle, alle für einen - wie die kombinierte Vorhersage von Phänotyp, biogeografischer Herkunft und biologischem Alter Ermittlungen unterstützen kann. Fortgeschrittener Kurs für forensische DNA-Phänotypisierung (FDP)
ReferentInnen:
Dr. Marta Diepenbroek, Institut für Rechtsmedizin München
Dr. Jan Fleckhaus, Institut für Rechtsmedizin München
Abstract
Im ersten Teil des Workshops werden die molekularen Grundlagen und Werkzeuge zur Vorhersage des Phänotyps vorgestellt. Nach einer kurzen Einführung wird sich der Kurs auf Herausforderungen wie die Interpretation der Ergebnisse und den Umgang mit unvollständigen Profilen oder Mischspuren konzentrieren. Der letzte Teil der Einführung wird den aktuellen Stand der biogeografischen Herkunftsvorhersagen (BGA) in der Forensik vorstellen und den Einfluss der Herkunft auf Phänotypvorhersagen sowie die damit verbundenen potenziellen Herausforderungen diskutieren. Im anschließenden praktischen Teil des Workshops werden die Teilnehmer eigenständig eine Vorhersage des Phänotyps sowohl mit als auch ohne Kenntnis der biogeografischen Herkunft der Probengeber durchführen. Dazu werden den Teilnehmern MPS-basierte Genotypen als Trainingsdaten bereitgestellt, die unter Verwendung des HIrisPlex-S Webtools analysiert werden. In einer abschließenden Diskussion werden die erhaltenen Ergebnisse in der Gruppe umfassend diskutiert.
Der zweite Teil des Workshops widmet sich der epigenetischen Altersschätzung. Dabei wird zunächst die DNA-Methylierung als variabler Biomarker sowie das Prinzip der modellbasierten Altersschätzung an verschiedenen Beispielen vorgestellt. Ein besonderer Fokus richtet sich auf die epigenetische Regulation der altersabhängigen DNA-Methylierung und die mögliche Abhängigkeit von individuellen Eigenschaften wie z.B. Lebensstil- und Umweltfaktoren. Ein besonderer Schwerpunkt, mit Beispielen, wird auf den Einfluss der biogeografischen Herkunft auf die Genauigkeit der erhaltenen Herkunftsvorhersagen gelegt. Den Teilnehmern wird damit ein grundlegendes Verständnis über die Möglichkeiten und Grenzen der Methodik vermittelt. Abschließend werden verschiedene Analysestrategien zur quantitativen Methylierungsmessung vorgestellt und in Bezug auf die Anforderungen in der forensischen Fallarbeit gegenübergestellt.
Der Workshop richtet sich an Personen mit konkretem Interesse an der Etablierung von FDP in der forensischen Fallarbeit. Vorkenntnisse im Bereich Massiver Paralleler Sequenzierung (MPS) sind hilfreich jedoch nicht zwingend erforderlich. Für die Durchführung der praktischen Übungen ist die Mitnahme eines eigenen Laptops notwendig. Eine Anleitung zu den nötigen Installationen (R, IGV und Excel) wird im Vorfeld des Workshops an die angemeldeten Teilnehmer verschickt.
Forensische DNA-Analyse im Strafverfahren und die Rolle von Sachverständigen
ReferentInnen:
Ri‘inLG Martina Bogner, LG München I Dr. Petra Preikschat-Sachse, Landeskriminalamt Berlin Prof. Dr. Marielle Vennemann, Institut für Rechtsmedizin Münster
Abstract
Nach einer kurzen Einführung in die formale Rolle und die Aufgaben von Sachverständigen im Strafverfahren werden die Anforderungen an das Gutachten dargestellt sowie die Grenzen der Sachverständigentätigkeit aufgezeigt. Die Wirkung eines Sachverständigengutachtens im Rahmen der richterlichen Beweiswürdigung wird beleuchtet. Im Anschluss wird es einen interaktiven Austausch zwischen den Referentinnen und den Teilnehmenden geben, um mögliche Fallstricke und Missverständnisse zwischen Naturwissenschaftlern und Juristen herauszuarbeiten. Die Teilnehmenden lernen in diesem Workshop darüber hinaus, welche Aspekte zu beachten sind, um einen komplexen Sachverhalt und spezifisches Fachwissen verständlich zu erläutern.
Einführung in die forensische RNA-Analyse
ReferentInnen:
Prof. Dr. Cornelius Courts, Institut für Rechtsmedizin Köln
Abstract
Zunächst wird in die Grundzüge der RNA-Biologie eingeführt, von den biochemischen Grundlagen über die Funktionen von RNA in der Zelle bis zur Vielfalt der small-RNA-Moleküle. Darauf aufbauend wird die Geschichte der forensischen RNA-Analyse rekapituliert und ihr inzwischen in mehreren Ländern routinemäßiger Einsatz für die Identifikation von zunächst Körperflüssigkeiten (BFI) und später auch Organgeweben (OTI) im forensischen Kontext aufgezeigt und anhand von Beispielen verdeutlicht.
Im zweiten Teil werden Hinweise und Ratschläge für die Arbeit mit RNA und die Einrichtung, den Betrieb und die Akkreditierung eines forensischen RNA-Labors gegeben, sowie die unterschiedlichen Nachweismethoden (qPCR, CE und RNASeq) vergleichend diskutiert. Im Anschluss werden Alternativen zur mRNA-Analyse vorgestellt. Die forensische micro-RNA (miRNA)-Analytik wird ausführlich besprochen und ein Exkurs zur korrekten Anwendung und Durchführung von quantitativer PCR (qPCR) mit Hinsicht auf die MIQE-Guidelines unternommen. Außerdem werden die ersten Ergebnisse zur forensischen Analyse von piwi-interacting RNA (piRNA) und zirkulärer RNA (circRNA) vorgestellt und ihr künftiges Potential abgewogen.
Im letzten Teil werden andere über BFI und OTI hinausgehende, mögliche zukünftige und vielversprechende Anwendungsformen der forensischen RNA-Analyse vorgestellt, darunter verschiede Zeitverlaufs- und Zeitpunktsschätzungen und Zustandsbestimmungen.
13:00 - 14:00 Uhr Mittagspause
14:00 - 17:00 Uhr User Meeting Thermofischer
Programm
tba
Clever und smart QM gestalten – Tipps und Tricks zur Umsetzung eines QM-Systems
ReferentInnen:
Dr. Uta Immel, Institut für Rechtsmedizin Mainz PD Dr. Burkhard Rolf, Eurofins Prof. Dr. Richard Zehner, Institut für Rechtsmedizin Frankfurt
Abstract
Die Fortbildung möchte Hilfestellung geben wie ein QM-System effizient und sinnvoll umgesetzt werden kann. Hierbei sollen Vorschläge und Unterstützung bei Themen wie z.B. Validierung und Verifizierung, sinnvolle Verwendung von Kontrollen, Befund-Auswertung und Freigabekriterien, Berichtsgestaltung, Interne Audits, Fehlermanagement und Risikoanalyse, metrologische Rückführbarkeit, Gestaltung von SOPs, Fortbildung und Kompetenzüberprüfung, Flexibilisierung, Urkundenanlage, Probenahme und Ringversuche besprochen und offen mit den Teilnehmern diskutiert werden.
Themenvorschläge und Fragen der Teilnehmer, die schon bei der Anmeldung zum Workshop eingereicht werden können, sollen ebenfalls Berücksichtigung finden
Indirekte DNA-Übertragungen und das „Activity Level“ in der Spureninterpretation
Moderation:
Dr. Stefanie Grethe, Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz
ReferentInnen:
Ri‘inLG Martina Bogner, LG München I
Prof. Dr. Cornelius Courts, Institut für Rechtsmedizin Köln
Dr. Harald Schneider, Landeskriminalamt Hessen
Prof. Dr. Peter Wiegand, Institut für Rechtsmedizin, Ulm
Abstract
Mit steigender Zahl an Studien zum Themenkomplex „indirekte DNA-Übertragung“ werden Sachverständige in zunehmendem Maße mit Fragen zur Beurteilung der möglichen Art und Weise einer Spurenentstehung im Kontext des Fallgeschehens auf der Grundlage der DNA-Typisierungsergebnisse konfrontiert (Activity-Level).
Die Veranstaltung umfasst Impulsvorträge, die sich mit unterschiedlichen Gesichtspunkten der Thematik beschäftigen. Dargestellt werden zum einen theoretische Hintergründe, Laborexperimente und Möglichkeiten der Nutzung der (sehr umfangreichen) wissenschaftlichen Literatur. Gegenstand eines weiteren Vortrags sind Erfahrungen aus der Fallarbeit aus Sicht des DNA-Sachverständigen. Ergänzend zu diesen wissenschaftlichen Aspekten wird eine Richterin das Thema aus juristischer Sicht beleuchten. Hierzu gehören eine Einführung in die Grundzüge der richterlichen Beweiswürdigung sowie die Bewertung des Tatbezugs von DNA-Spuren und alternativer Szenarien zur Spurentstehung im Rahmen der richterlichen Beweiswürdigung. Auch Erwartungen des Tatgerichts an DNA-Sachverständige bei gutachterlichen Äußerungen zu der Frage „Wie kam die DNA an den Tatort?“ werden vorgestellt.
Zum Abschluss ist eine „offene“ Podiumsdiskussion mit allen Referenten geplant.
Sexualdelikte – anspruchsvoll in Spurensicherung und Ergebnisbewertung – Eine Fortbildung für technische Assistenten
ReferentInnen:
Dr. Petra Preikschat-Sachse, Landeskriminalamt Berlin
Prof. Dr. Katja Anslinger, Institut für Rechtsmedizin München
Abstract
Die Bearbeitung von Spuren im Rahmen von Sexualdelikten sowie die Interpretation der erzielten Ergebnisse sind oft herausfordernd. Jeder Fall ist anders, Aussagen von Beteiligten, wenn vorhanden, nicht immer verlässlich. Umso wichtiger ist die Einzelfallbetrachtung, die Sorgfalt bei der Herangehensweise an die Spurensicherung sowie bei der Interpretation der Ergebnisse.
Im Rahmen des Seminars werden verschiedene Untersuchungsstrategien und Möglichkeiten vorgestellt. Dies beginnt mit der Sichtung von Sachverhalt, Asservaten und der Spurensicherung, setzt sich fort mit Anwendungen und Prinzipien von Tests zur Charakterisierung von Körperflüssigkeiten und geht bis hin zur DNA-Typisierung und Ergebnisbeurteilung. Fallstricke und Grenzen werden an Fallbeispielen erörtert.
Get Together 19:00 Uhr
Veranstaltungsort:
M32 (Am Mönchsberg 32, 5020 Salzburg)