Rahmenprogramm Donnerstag, den 26.02.2026 Thematische Gruppenführungen über den historischen Altstadtcampus der Universität in der Innenstadt
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Für Interessierte, die bereits am Donnerstag anreisen bzw. vielleicht, den ein oder anderen Workshop besuchen und sich neben dem ersten Stadtrundgang noch etwas ganz Besonderes ansehen möchten, besteht die Möglichkeit an einer Führung über den historischen Altstadtcampus kostenfrei teilzunehmen.
Je nach Verfügbarkeit der Räumlichkeiten werden Ihnen u.a. spannende Einblicke in das spätbarocke Universitätshauptgebäude mit seinen historischen Hörsälen mit Originalbestuhlung aus der preußischen Kaiserzeit, die prunkvolle Saalbibliothek und auch eines der seltenen Gefängnisse für Studenten (Studentenkarzer) und damit ein Zeugnis akademischer Gerichtsbarkeit in Deutschland geboten. Die Graffitimalereien an den Wänden berichten noch heute über den unsittlichen Lebenswandel und von disziplinarischen Verstößen der Greifswalder Studiosi.
Es wird sowohl eine Führung um 13:30 Uhr und als auch eine um 15:30 Uhr angeboten. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Treffpunkt ist am Rubenow-Denkmal vor dem Hauptgebäude der Universität Greifswald (Adresse: Am Rubenowplatz, 17489 Greifswald).
Bitte melden Sie sich für die Führungen per E-Mail (lbaecker@labcon-owl.de) an.
Einführung in die vollkontinuierlichen Modelle
09:00 - 17:30 Uhr
Raum: tba
ReferentInnen:
Dr. Michael Templin (Landeskriminalamt Niedersachsen)
Sascha Willuweit (Landeskriminalamt Berlin) Dr. Peter Zimmermann (Landeskriminalamt Baden-Württemberg)
Abstract
Die Bewertung von DNA-Spuren mit biostatistischen Methoden ist in den letzten Jahren enorm vorangeschritten. Sogenannte vollkontinuierliche Modelle (VKM) ermöglichen es, eine biostatistische Bewertung von DNA-Spuren unter Einbeziehung gemessener Signalintensitäten und möglicher Drop-in- und Drop-out-Ereignisse vorzunehmen und erlauben es, autonome wahrscheinlichkeitsbasierte Prognosen der zu einer Mischspur beitragenden Genotypen („Deconvolution“) vorzunehmen. VKM kommen im praktischen forensischen Alltag zunehmend zum Einsatz.
Block 1: Theorie
Im Rahmen dieser Fortbildung sollen binäre, semikontinuierliche und vollkontinuierliche Modelle dargestellt und miteinander verglichen werden. Funktion, Möglichkeiten und Grenzen von VKM werden erörtert und unterschiedliche Modelle und Programme vorgestellt. Die polizeiliche Bund-Länder-Projektgruppe „Biostatistische DNA-Berechnungen“ hat gemeinsam mit der Deutschen Spurenkommission Handlungsempfehlungen zum Umgang und zur Einführung von VKM im deutschsprachigen Raum erarbeitet, die 2023 publiziert wurden. Die Empfehlungen und die dazu erschienene Begleitstudie werden diskutiert. Mögliche Wege zur Implementierung, zur Validierung und zum Einsatz von VKM sollen besprochen werden.
Block 2: Praxis
Im zweiten, praxis-orientierten Block des ganztägigen Workshop soll die Funktionsweise von VKM anhand von mehreren Berechnungsbeispielen demonstriert werden. Die Berechnungsbeispiele sollen vornehmlich von den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden. Die mögliche schriftliche und mündliche Darstellung der Befunde soll demonstriert und diskutiert werden. Im Januar 2026 werden die Teilnehmer diesbezüglich eine E-Mail mit weiteren Informationen zur Einsendung von Rechenbeispielen erhalten.
Die Fortbildung „Einführung in die vollkontinuierlichen Modelle“ richtet sich an Einsteiger und praxis-orientierte Anwender, die sich mit dem Thema „VKM“ beschäftigen möchten. Ziel dieser Fortbildung soll die Vermittlung der Erkenntnis sein, dass es sich bei VKM um kein Hexenwerk handelt. Die Ergebnisse einer vollkontinuierlichen Modellierung sind rational und nachvollziehbar. Ein gezielter Einsatz von VKM kann zur Klärung von bisher ungeklärten Straftaten beitragen und Gerichte bei der Einschätzung des Beweiswertes einer DNA-Spur unterstützen.
Sachverständige und Strafverteidiger/innen im Strafprozess: rechtliche Grundlagen und Umgang mit Konfliktsituationen
09:00 - 12:30 Uhr
Raum: tba
ReferentInnen:
Strafverteidiger Dr. Florian Melloh (Hamburg) Stefan Conen (Berlin)
Podiumsdiskussion: die Referenten sowie Martina Bogner (Richterin am LG München) Prof. Dr. Katja Anslinger (Rechtsmedizin München), Prof. Dr. Marielle Vennemann (Rechtsmedizin Münster)
Moderation: Dr. Petra Preikschat-Sachse (Landeskriminalamt Berlin)
Abstract
Im Strafverfahren erfolgt eine Befragung von Sachverständigen nicht nur durch die vorsitzenden Richter/innen bzw. die Kammer, sondern auch durch die Staatsanwaltschaft sowie die Verteidigung. Die Befragung von Sachverständigen durch die Vertreter/innen der Verteidigung wird zuweilen als konfliktreich empfunden. Dieser Workshop behandelt die Rollen von Rechtsanwälten und Sachverständigen in Strafprozessen.
Zunächst wird der rechtliche Rahmen des Handelns von Anwälten/Anwältinnen im Strafverfahren erläutert. Das Selbstverständnis von Verteidiger/innen sowie gängige Verteidigungsstrategien werden thematisiert. Zudem wird auf die Erwartungen von Strafverteidiger/innen an Sachverständige und deren Gutachten eingegangen. Im Zuge der anschließenden Podiumsdiskussion werden Möglichkeiten der Einflussnahme des Gerichts erörtert. Außerdem werden potentielle Missverständnisse und Konfliktsituation von verschiedenen Seiten beleuchtet. Gerne kann hier auch auf eigene Erfahrungen der Workshop-Teilnehmer/innen eingegangen werden (Bring your own case!).
DAD-Kompakt: Die Deutsche DNA-Analysedatei
09:00 - 12:30 Uhr
Raum: tba
Referent:
Dr. Martin Eckert (Bundeskriminalamt)
Abstract
Die DAD gehört nach wie vor zu den wichtigsten polizeilichen Datenbanken und trägt in hohem Maße zur Aufklärung von Straftaten bei.
Das Seminar wird sich mit den Grundlagen der Datenerfassung, des Abgleichs und der Trefferbearbeitung befassen, den EU-weiten Datenaustausch beleuchten und Überlegungen zum Ausbau der Funktionalitäten erörtern.
Neben Einblicken in die Struktur der Datenbank und den damit verbunden Erfordernissen und Einschränkungen informiert das Seminar über erweiterte Recherchemöglichkeiten und den Abgleich mit Mischspuren (SmartRank).
12:30 - 13:30 Uhr Mittagspause
Zwischen Kontinent und Genom: wie viel Herkunft steckt in der DNA?
13:30 - 17:30 Uhr
Raum: tba
ReferentInnen:
Dr. Marta Diepenbroek (Rechtsmedizin München) Prof. Dr. Walther Parson (Rechtsmedizin Innsbruck)
Zielgruppe Forensiker:Innen, Studierende und Interessierte mit Grundkenntnissen in DNA-Analytik Voraussetzungen: Grundverständnis molekularbiologischer Methoden, Laptop mit vorinstallierter Software (Excel)
Abstract
Die genetische Analyse der biogeografischen Herkunft (BGA, Biogeographical Ancestry) gewinnt zunehmend an Bedeutung in der forensischen Genetik. Sie erlaubt es, aus DNA-Spuren Rückschlüsse auf die geografische und teilweise ethnische Herkunft unbekannter Personen zu ziehen. Während klassische DNA-Profiling-Methoden der Individualisierung dienen, ergänzen BGA-Analysen die Ermittlungsarbeit durch populationsgenetische Informationen, die insbesondere bei unbekannten Tätern oder historischen Fällen wertvoll sein können.
In diesem Workshop werden theoretische Grundlagen und praktische Anwendungen vermittelt, die auf Markern der drei relevanten Genome, mitochondriale DNA (mtDNA), Y-chromosomale DNA und autosomale DNA, basieren. Durch die Kombination dieser Marker entsteht ein umfassendes Bild der biogeografischen Herkunft, das in der forensischen Fallarbeit genutzt werden kann. Der Workshop legt besonderen Wert darauf, die jeweiligen Stärken, aber auch die Grenzen der Interpretation der verschiedenen Marker kritisch zu beleuchten. Der Workshop richtet sich an Teilnehmer, die über mittlere oder geringe Erfahrung in der BGA-Analyse verfügen.
Mitochondriale DNA (mtDNA)
• Maternale Vererbung und Bedeutung für populationsgenetische Studien
• Haplogrouping durch Nutzung der EMPOP-Datenbank
• Interpretation der Haplogrouping-Ergebnisse
• Anwendungsbeispiele aus forensischen Fällen
Y-chromosomale DNA
• Paternale Abstammung und populationsspezifische Verteilung von Haplogruppen
• Y-SNPs und Y-STRs: Methoden, Datenbanken und forensische Relevanz
• Nutzung von Tools (z.B. YHRD, Nevgen, UYSD) zur Herkunftsabschätzung
• Aussagekraft und Limitationen von Y-basierten Analysen
Autosomale DNA
• Multilocus-Ansatz mit bi-elterlicher Vererbung
• Einführung in SNP-basierte Panels (PhenoTrivium, VISAGE Tools usw.)
• Theoretische Grundlagen der statistischen Auswertung, z.B. STRUCTURE, Snipper, GenoGeographer
Praktische Übung:
Analyse und Interpretation von Beispielprofilen zur Herkunftsabschätzung mit allen drei Markertypen – aufgrund zeitlicher Beschränkungen ausschließlich mit Online-Tools.
Interpretation forensischer DNA-Profile: Elektropherogramm-Auswertung, Plausibilitätsprüfung und erweiterte Analysen
13:30 - 17:30 Uhr
Raum: tba
ReferentInnen:
Dr. Petra Preikschat-Sachse (Landeskriminalamt Berlin) Prof. Dr. Katja Anslinger (Rechtsmedizin München)
Zielgruppe:
Eine Fortbildung für technische Assistentinnen und Assistenten
Abstract
In diesem praxisorientierten Workshop steht die Auswertung und Interpretation von Elektropherogrammen im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden lernen die Grundlagen der Datenauswertung am Beispiel der GeneMapper-Software kennen. Anhand realitätsnaher Fälle werden typische Fehlerquellen und Fallstricke besprochen sowie Strategien zur Plausibilitätsprüfung entwickelt – insbesondere unter Einbeziehung quantitativer PCR-Ergebnisse (qPCR).
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entscheidungsfindung im Laboralltag: Wann sind zusätzliche Testungen sinnvoll? Welche Kits oder Systeme eignen sich am besten?
Abschließend bietet der Workshop einen kompakten Einblick in weiterführende Untersuchungsmethoden, darunter Y-STR-Analysen und die Analyse mitochondrialer DNA.
Ziel der Schulung ist es, das technische Personal zu stärken und zu befähigen, auch bei komplexen Befundkonstellationen sicher und fundiert zu entscheiden.
Indirekte DNA-Übertragungen und das „Activity Level“ in der Spureninterpretation
13:30 - 17:30 Uhr
Raum: tba
ReferentInnen:
Martina Bogner (Richterin am LG München) Strafverteidiger Dr. Florian Melloh (Hamburg) Prof. Dr. Cornelius Courts (Rechtsmedizin Köln) Kathrin Broderius (Rechtsmedizin Köln)
Moderation:
Dr. Stefanie Grethe (Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz)
Abstract
Die forensisch-molekularbiologische Begutachtung auf Aktivitätenebene (BAE) gewinnt angesichts zunehmender Sensitivität moderner DNA-Analysen stetig an Bedeutung. Ziel der Fortbildungsveranstaltung ist es, den aktuellen wissenschaftlichen und praktischen Stand zu vermitteln und den interdisziplinären Austausch zwischen Sachverständigen, Ermittlungsbehörden, Justiz und Verteidigung zu fördern.
Zu Beginn wird aus der Perspektive eines Landeskriminalamts die dortige Praxis im Umgang mit Anfragen zur BAE erläutert. Anhand von Fallbeispielen werden typische Fragestellungen und mögliche Formulierungen (z.B. als Stellungnahmen oder im Rahmen der Gutachtenerstattung vor Gericht) vorgestellt und diskutiert.
Im Anschluss erfolgt eine wissenschaftliche Einführung in die Grundlagen und Mechanismen des DNA-Transfers sowie eine Übersicht über die derzeit verfügbaren Leitlinien und Empfehlungen einschlägiger Fachgesellschaften. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Anwendung von Bayes’schen Netzwerken als Werkzeug zur Berechnung von Likelihood Ratios (LR) auf Aktivitätenebene.
Abschließend werden die Erwartungen und Anforderungen an molekularbiologische Sachverständige aus juristischer Perspektive beleuchtet: Eine Richterin und ein Strafverteidiger skizzieren ihre jeweiligen Sichtweisen, Konzepte und Ansprüche an die forensische Argumentation und Darstellung in Gutachten und Hauptverhandlung. Dies beinhaltet auch einen Einblick in die Methodik der gerichtlichen Beweiswürdigung am Beispiel der Frage nach dem Tatbezug von DNA-Spuren.
ab 19:00 Uhr Get Together auf Selbstzahlerbasis
Störtebecker Braugasthaus
Markt 13
17489 Greifswald